Geschichte

Seit 1964 schreiben wir Geschichte. Für Menschen mit einer geistigen und/oder anderen Behinderung.

Kurt Lüthy, Gründungsmitglied und erster Präsident

60 Jahre zusammen für alle

«Bildungsunfähige und pflegebedürftige Kinder können überhaupt nicht platziert werden», schreibt Fredy Ott in der Chronik zu unserem 40-Jahre-Jubiläum. Und nennt damit gleich den Grund, weshalb wir 1964 als «Elternverein zur Förderung geistig Behinderter» entstanden sind. Heute, 60 aktive Jahre später dürfen wir stolz sein: Wir sind unserem Entstehungsgrund erfolgreich entgegengetreten. Wir haben wichtige Institutionen und Angebote zum Leben erweckt. Und werden dies auch in Zukunft tun. Damit alle Menschen einen Platz in unserer Gesellschaft finden.

 

Zum 60 Jahre Jubiläum sind wir ins Archiv gestiegen. Wir haben ein paar Meilensteine aus unserer 60-jährigen Geschichte für Sie zusammengefasst.

1964: Drei Personen machen den Anfang

Bildungsunfähige und pflegebedürftige Kinder finden keinen Platz. Zudem gibt es weder eine Spezialausbildungsstätte noch eine geschützte Werkstätte mit Wohnheim. Aus dieser Notlage heraus gründen drei Personen den «Verein zur Förderung geistig Behinderter (VFgB)».

Gründungsmütter und -Vater sind Elisabeth Gysin-Lehmann, Leiterin der Beratungsstelle für Gebrechliche Baselland, Elsbeth Weigum-Senn, Vertreterin der Elternseite, und Kurt Lüthy-Heyer, Geschäftsführer des Armenerziehungsvereins – und gleich der erste Präsident des VFgB.

Bereits im ersten Vereinsjahr gewinnt der Verein rund 70 Eltern und 700 Gönner*innen.

1967–1972: Die HPS und die erste Werkstube öffnen

Der Verein mietet in Liestal im neuen Fraumatt-Schulhaus Schulräume: Die Heilpädagogische Tagesschule Liestal (HPS Liestal) entsteht. Drei Lehrpersonen mit heilpädagogischer Ausbildung unterrichten 16 Kinder. Immer um 12 Uhr bringt ein freiwilliger Helfer das Mittagessen aus der Spitalküche.

Bereits 1969 zählt die HPS Liestal insgesamt 38 Kinder, aufgeteilt auf einen Kindergarten, vier Schulklassen und zwei Werkklassen. Im August 1970 bezieht sie deshalb ihr eigenes Schulhaus im Neubau «Goldbrunnen» im Röserental in Liestal.

Im November 1970 öffnet die HPS Münchenstein. In einer Vierzimmerwohnung in einem Wohnblock unterrichten zwei Lehrerinnen 10 Kinder.

Vorerst als Teil der HPS Liestal entsteht später 1972 in Gelterkinden eine weitere heilpädagogische Tagesschule. 1981 wird diese nach Sissach ziehen und Teil der HPS Sissach.

In einem Haus der Pfarrer-Brunner-Stiftung öffnet 1971 die Werkstube Aesch. In der Werkstube wohnen und arbeiten zwölf Jugendliche. Sie haben eine geistige Behinderung und können keine berufliche Eingliederung absolvieren. Täglich während vier Stunden montieren sie Teile für die Elektro-Branche. In der verbleibenden Zeit basteln und musizieren sie. Und sie besorgen angeleitet den Haushalt.

1974: Erste Sportangebote entstehen

Mit der Gründung der Kommission Sport entwickelt der Verein nach seinen ersten zehn Jahren erstmals Sportangebote. Unter anderem der Schwimmkurs Aesch und der Turnkurs Muttenz.

1975: Die Eingliederungsstätte Baselland bietet Anschluss

Nach langen Vorarbeiten öffnet die Eingliederungsstätte Baselland in Liestal endlich ihre Türen. Damit baut der Verein die Brücke zur Ausbildung in den heilpädagogischen Schulen – die HPS-Schüler*innen erhalten eine Zukunftsperspektive.

1976–1978: Erste Lager und weitere Angebote kommen dazu

Auf dem Leuenberg findet das erste Ferienlager statt. Das erste Skilager folgt zwei Jahre später auf der Melchsee-Frutt.

Sieben Personen rufen das Eltern-Team (später Angehörigen-Team) ins Leben. Sie organisieren für Eltern und Angehörige von Menschen mit Behinderungen Informationsveranstaltungen und helfen als Ansprechpersonen.

In Arlesheim und in Liestal gründen 40 Freiwillige jeweils eine Freizeitgruppe für insgesamt 40 Teilnehmer*innen. Die Freizeitgruppe für Kinder und Jugendliche folgt 2009.

1976 eröffnet der Verein die Werkstube Muttenz für zehn Jugendliche oder Erwachsene.

1979–1989: Alles wächst und wächst

Die Eingliederungsstätte wächst nicht nur räumlich, sondern auch thematisch mit einer neuen Gartenbaugruppe. Das Wohn- und Beschäftigungsheim Kästeli in Pratteln öffnet und löst die Werkstube Muttenz ab. In Lausen findet der erste Sporttag statt.

Die HPS zieht von Gelterkinden nach Sissach und wird zur HPS Sissach. In Füllinsdorf entsteht ein Freizeithaus. Erstmals findet ein Wanderlager statt. In Allschwil öffnet das Wohn- und Beschäftigungsheim Dr. Augustin-Haus. In Reinach entsteht die Eingliederungsstätte Kirschgarten. In Liestal eröffnet das Wohn- und Beschäftigungsheim Laubiberg. Und auf dem Sörenberg findet ein zweites Skilager statt.

1992–2004: Der Verein gibt sich ein neues Gesicht

Der Verein bezieht 1992 erstmals ein eigenes Büro. Zwei Jahre später übernimmt er das neue Logo vom nationalen Dachverband: Das Wort «insieme» erscheint. Der Verein entwickelt ein offizielles Mitteilungsblatt, organisiert sich neu und arbeitet nach Leistungsvereinbarungen.

Im neuen Jahrtausend erhält er die erste eigene Website. 2001 ändert der Namen offiziell in «insieme Baselland, Verein zur Förderung von Menschen mit einer geistigen und/oder anderen Behinderung». Mit insieme Basel startet eine Zusammenarbeit für Bildungsangebote.

2005–2013: Neubauten und Stiftungen entstehen

In Binningen ist Baubeginn für die Förderstätte am Schlosspark. Die HPS Münchenstein bezieht ein neues Schulhaus. Drei Jahre später dann auch die HPS Liestal.

Dazwischen errichtet der Verein per 1. Januar 2008 für seine Bereiche der Wohnheime, der heilpädagogischen Schulen und der Eingliederungsstätten je eine Stiftung. Es entstehen die Stiftungen Adulta, Eingliederungsstätte Baselland ESB sowie die Stiftung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Der Verein möchte damit für künftige Anforderungen gewappnet sein. Selbst widmet er sich verstärkt seinem Kerngeschäft: der Freizeitgestaltung und der Öffentlichkeitsarbeit.

2014–2024: Der Verein baut sein Angebot aus

Die Geschäftsstelle zieht an den heutigen Standort im Schild Areal in Liestal in die Nachbarschaft der ESB-Werkstätten. Bestehende Freizeit- und Ferienangebote wachsen und neue kommen dazu.

Mit airArmour und insieme Basel entsteht das Herzblatt-Kaffee: ein begleiteter Nachmittag für Alleinstehende, die eine Freundin oder Freund suchen. In den eigenen Publikationen führt der Verein die Leichte Sprache ein.

Während der Corona-Jahre organisiert er Online-Treffen, die bis heute stattfinden. In Liestal entsteht die Turngruppe 60+.

Im Herbst finden neu auch ein Theater-Workshop und eine Ferienwoche im Tessin statt. Und das jüngste Angebot entsteht: die Mitsprache-Gruppe. Ziel ist die Inklusion: In der Gruppe können Menschen mit Behinderungen über selbstbestimmte Themen diskutieren und sich mitteilen.